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„Den Schmerz nicht übergehen, die Verbrechen benennen“

Erinnerungsort Friedhof Altglienicke in Treptow-Köpenick eingeweiht

von rechts: Pfr. Piotr Gas, Erzbischof Heiner Koch, Rab. Andreas Nachama, Bischof Christian Stäblein, Frank Leutner, Msg. Chong. Vertreter des Bischofs von Losz. Foto: Marion Garde
von rechts: Pfr. Piotr Gas, Erzbischof Heiner Koch, Rab. Andreas Nachama, Bischof Christian Stäblein, Frank Leutner, Msg. Chong. Vertreter des Bischofs von Losz. Foto: Marion Garde

Heute wurde bei einem Festakt der neugestaltete Erinnerungsort auf dem Friedhof Altglienicke im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick eingeweiht. Eingeladen hatte Bezirksbürgermeister Oliver Igel. An dem Festakt nahmen unter anderem der Initiator des Erinnerungsortes Altglienicke, Klaus Leutner, sowie Andreas Nachama, Rabbiner und Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland, Heiner Koch, Erzbischof des Erzbistums Berlin, und Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), teil.

Auf dem Friedhof Altglienicke wurden Menschen beerdigt, die in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Buchenwald und Dachau, in Tötungsanstalten im Rahmen von Patientenmorden in Hartheim, Sonnenstein, Bernburg, Grafeneck, Brandenburg und Hadamar sowie in der Haftanstalt Plötzensee ermordet wurden.

Auszug aus der Predigt von Bischof Christian Stäblein: „Verehrte Anwesende, das alles nimmt nicht den Schmerz, auch 88 Jahre danach nimmt es nichts von dem Schmerz, gerade auch den Schmerz von Ihnen, liebe Gäste aus Polen. Das alles unterstreicht – quasi mit kräftiger Handschrift – unsere Aufgabe: den Schmerz nicht übergehen, die Verbrechen benennen, neuen Anfängen wehren. Ich will auch den Schmerz nicht verschweigen, den etliche in sich spüren, weil die Asche im Land der Täter liegt. Ich weiß darum. Ich kann nur hier stehen und aufrichtig sagen: Wir erinnern, wir werden die, deren Asche hier liegt, nie vergessen. Ihre Individualität, ihren Glauben, ihre Namen, ihre Herkunft, ihre Geschwister. Wir danken, dass Sie heute gekommen sind und wir zusammen, gemeinsam erinnern. Ich bin dankbar für dieses Zeichen.“

Hintergrund
Die Urnen von über 1.370 Opfern nationalsozialistischer Gewaltmaßnahmen wurden ohne Nennung der Namen auf einem kleinen Bereich des Friedhofs Altglienicke im Bezirk Treptow-Köpenick beigesetzt. Um die Anonymität dieser Opfer aufzuheben, lobte die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Ende 2018 einen Wettbewerb zur Neugestaltung aus. Herzstück der Neuplanung ist eine grüne Glaswand, die Namen und Lebensdaten dieser Menschen in einer besonderen Form zeigt: Alle Daten wurden individuell handgeschrieben. So entstand gemeinsam mit vielen Freiwilligen ein Erinnerungs- und Lernort, der auch Hinterbliebenen ein angemessenes Trauern ermöglicht.

Weitere Informationen finden Sie unter Erinnerungsort Friedhof Altglienicke. Adresse: Friedhof Altglienicke, Schönefelder Chaussee 100, 12524 Berlin.