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Die EKBO verbietet die Nutzung von NS-Darstellungen im Gottesdienst

Gespräch mit Marion Gardei, Antisemitismusbeauftragte der EKBO

Marion Gardei. Foto: Manuela Schneider
Marion Gardei. Foto: Manuela Schneider

Ab Mai dürfen antijüdische, rassistische und nationalsozialistische Darstellungen in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz nicht mehr in Gottesdiensten verwendet werden. Glocken aus der NS-Zeit mit Hakenkreuzen dürfen dann nicht mehr geläutet werden. Ein entsprechendes Kirchengesetz hat die Synode der Landeskirche auf ihrer am Samstag zu Ende gegangenen Frühjahrstagung in Berlin beschlossen. Nun beginne der Prozess, Lösungen für den Umgang mit solchen Darstellungen zu finden, sagte die kirchliche Antisemitismusbeauftragte Marion Gardei dem Evangelischen Pressedienst (epd).

„Das Gesetz zielt nicht darauf, diese Darstellungen zu zerstören, sondern sie von einem liturgischen zu einem pädagogisch-musealen Gebrauch zu überführen“, sagte Gardei. Dies sei in der Regel ein längerer Prozess, bei dem die Gemeinde, die Kirchenverwaltung im Konsistorium und auch der Denkmalschutz darüber nachdenken, „wo und wie der Gegenstand in Zukunft zu sehen ist, damit man daraus lernen kann, aber nicht damit Gottesdienst feiert“. Kirchliche Stellen, die über die im Gesetz behandelten Darstellungen verfügen, müssen nun prüfen, wie sie gesetzeskonform damit umgehen.

Glocken mit entsprechenden Darstellungen müssten zwar nicht abgenommen, jedoch gleich nach ihrer Entdeckung außer Gebrauch genommen und damit stillgelegt werden, sagte Gardei: „Im Fall der Glocken haben wir die beiden, die es in Rudow und Spandau gab, schon längst aus dem Gebrauch genommen und eine gute Lösung gefunden, sie stehen nun im Museum.“ Die Auseinandersetzung der Gemeinden mit den Glocken und der eigenen Geschichte sei „am Ende sehr fruchtbar“ gewesen und habe viele neue Erkenntnisse zutage gefördert.

Auch im Fall von Orgelpfeifen mit Bildern von Adolf Hitler und Eva Braun sei die betroffene Gemeinde bereits im Verbund mit dem Konsistorium und einer erfahrenen Historikerin auf einem guten Weg, sagte Gardei: „Die Orgel soll so rekonstruiert werden, wie sie etwa vor den in der Nazizeit vorgenommenen Veränderungen war.“ Im Fall der sogenannten „Judensau“-Schmähplastik aus dem 13. Jahrhundert am Dom zu Brandenburg seien eine neue Kommentierung und eine Dokumentation geplant.

„Diese Darstellung befindet sich nicht in der Kirche, sondern an einer Säule im angrenzenden Kreuzgang, wo auch Ausstellungen über die Geschichte des Domstifts stattfinden“, sagte Gardei: „So kann sie mit entsprechender Kommentierung und Präsentation in diesen musealen Kontext integriert werden.“

(epd)