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„Gedenken – Erinnerungen für die Zukunft"

Gedenken erbaut und stärkt Identität
„Das Leben wird rückwärts verstanden, aber vorwärts gelebt.“ Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard macht uns mit dieser Einsicht klar: Der Blick zurück ist notwendig, manchmal sogar im Wortsinn „Not-wendend“... Der Blick zurück bildet und stärkt menschliche Identität. Der Blick zurück hilft auf dem Weg nach vorn.

Beim Gedenken geht es also nicht nur um ein Rezipieren von Vergangenem. Gedenken hat das Potential zur Konstruktion, zum Neu-Schaffen. Gedenken zielt auf Zukunft. Und das gilt nicht allein für uns als Individuen. Das gilt auch für die Identität von Gemeinschaften, etwa für unsere Kirche, für unser Land und für Europa. Die Gegenwart und die Zukunft dieser Erde brauchen identitätsstarke und verantwortungsbewusste Gemeinschaften. Gerade auch deshalb brauchen sie eine zukunftsweisende Gedenkkultultur.“

aus: Nikolaus Schneider: „Gedenken – Erinnerungen für die Zukunft" - Rede des EKD-Ratsvorsitzenden beim Johannisempfang am 25.6.2014

Erinnerungs- und Gedenkorte

Erinnerungsorte sind Orte des Gedenkens und des Lernens. Sie erinnern an mörderische Systeme und der Greueltaten, die Menschen bereit waren zu begehen. Sie erinnern an die Opfer. Sie erinnern auch an die Menschen, die Widerstand geleistet haben gegen Unrecht und Unmenschlichkeit und dafür mit dem Leben oder mit der Freiheit bezahlen mussten. Sie erinnern an die eigene Schuld der Kirche, wo sie sich angepasst oder mitgemacht hat, statt sich dem Unrecht entgegenzustellen.

Erinnerungsorte sind authentische Orte, an denen nachfolgenden Generationen Geschichte im wahrsten Sinn des Wortes be-greifbar wird. Dies gilt umso mehr als die die Zeitzeugen, die ihre Erlebnisse und Erfahrungen an die nächste Generation weitergeben können, immer weniger werden. Durch die mit den Zeitzeugen aussterbende lebendige Erinnerung und die entstehende Distanz verändert sich  die Qualität von Erinnerung.

Demgegenüber können Orte und Räume, selbst wenn an ihnen keine persönliche Erinnerung haftet, durch ihren Symbolgehalt Erinnerung lebendig halten. Orte, wo man in jedem Moment in die Tiefe gehen kann, bewahren noch ihr Geheimnis.

.Der Begriff „Erinnerungsort“wird in der neuen Geschichtsforschung generell als Metapher für Fixpunkte in der Vergangenheit gebraucht, auf die sich das kulturelle Gedächtnis richtet, symbolische Figuren. Erinnerungsorte können also ebenso materieller wie immaterieller Natur sein, zu ihnen gehören etwa reale wie mystische Gestalten und Ereignisse, Gebäude und Denkmäler, Institutionen und Begriffe, Bücher und Kunstwerke, Personen und Erinnerungsdaten.

 Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz verfügt in ihren verschiedenen Regionen über eine Reihe von erinnerungswürdigen Orten in Bezug auf die Vergangenheit. die sie in unterschiedlicher  Weise nutzt, manches  ist konzeptionell noch in der Entwicklung. Es gilt, den Wert bestimmter Erinnerungsorte zu erkennen und als Lernorte besser zu nutzen. Denn erst durch Deutung - aktive Gestaltung und pädagogische Arbeit -   werden Erinnerungsorte  zu Lernorten, die zum kulturellen Gedächtnis und zur Werte-Orientierung  nachhaltig beitragen. Dazu braucht es ein Gesamtkonzept für unsere Landeskirche, das beschreibt warum wir als Christen woran erinnern wollen. Voraussetzung für ein systematisches Konzept kirchlicher Erinnerungskultur ist eine Bestandaufnahme der bestehenden kirchlichen Erinnerungsorte. Dazu dient als 1. Übersicht - der folgende Fragebogen.

 

                                                                                                                                          Marion Gardei

 

Letzte Änderung am: 20.02.2017